8.1.1.
Sicherheitsregeln
In den Servicewerkstätten fallen an HV-Fahrzeugen folgende Tätigkeiten
an:
- nichtelektrotechnische Arbeiten (z.B. Öl-und Radwechsel,
Karosseriearbeiten)
- Arbeiten an elektrischen Komponenten des konventionellen Bordnetzes
bis 30 V AC/ 60 V DC und zusätzlich
- Arbeiten an HV-eigensicheren Fahrzeugen
- Arbeiten an unter Spannung stehenden Energiespeichern und an
Prüfplätzen
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Da in den meisten Fällen der Arbeiten die Gefahr besteht mit den
Hochvoltkomponenten in Berührung zu kommen, ist es wichtig, dass ein
Fachkundiger für Arbeiten an HV-eigensicheren Fahrzeugen in
Servicewerkstätten den spannungsfreien Zustand des HV-Fahrzeuges
herstellt. |
Die letzten beiden der fünf
Sicherheitsregeln: Erden und Kurzschließen und Benachbarte, unter
Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken sind bei Arbeiten
mit Spannungen bis 1000 Volt nicht von Bedeutung. Im Einzelnen
lassen sich die Forderungen der drei Sicherheitsregeln an Fahrzeugen
mit HV-Systemen beispielsweise folgendermaßen umsetzen. (in
Abhängigkeit vom jeweiligen Hersteller) |
Regel 1: Freischalten
- Zündung ausschalten, Schlüssel abziehen und wegschließen
- einen evtl. stattfindenden externen Ladevorgang beenden
- Masseverbindung der Bordnetzbatterie (12V) abklemmen
- Hochvoltsichere Isolierhandschuhe prüfen und anziehen
- eventuell Sicherung ziehen
- Service-/Wartungsstecker abziehen
- Ausreichende Entladezeit für die Kondensatoren abwarten
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Regel 2: Gegen Wiedereinschalten und Zutritt sichern
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Regel 3: Spannungsfreiheit feststellen
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Selbst bei entferntem Wartungsstecker (Service Disconnect Switch) sind in
den Kondensatoren des Inverters noch Restladungen vorhanden.
Deshalb sind
10 Minuten abzuwarten, bis diese Restladungen
abgebaut sind (Herstellerangaben sind zu beachten!). Daher ist vor Beginn der Arbeiten immer die Spannungsfreiheit des
HV-Systems festzustellen! Vor und nach dem Prüfen auf Spannungsfreiheit, muss das Messgerät auf
ordnungsgemäße Funktion, z.B. an einer
Steckdose
überprüft werden.
- Das
Feststellen der Spannungsfreiheit
darf nur ein
"Fachkundiger
für Arbeiten an HV-eigensicheren Fahrzeugen in Servicewerkstätten"
vornehmen.
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Zum Feststellen der Spannungsfreiheit sind die Vorgaben des
Fahrzeugherstellers zu beachten.
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Zusätzlich ist eine Fahrzeugspezifische Schulung notwendig.
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Es sind herstellerspezifische Prüfvorrichtungen und Werkzeuge zu
verwenden.
- Prüfschraubendreher (Phasenprüfer) und Vielfachmessgeräte (Multimeter)
sind für Arbeiten an energiereichen Anlagenteilen
unzulässig.
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Die Spannungsfreiheit muss an allen leitfähigen Teilen, die unter
Spannung stehen könnten, nachgewiesen werden. Bis zum Nachweis der
Spannungsfreiheit gilt das System als unter Spannung stehend.
- Bei Mercedes wird die Spannungsfreiheit bei einigen Fahrzeugtypen im
Display des
Tachometers
angezeigt und anschließend ein Freischaltprotokoll am
Tester ausgefüllt. Dieses
Protokoll wird dann gut sichtbar im Fahrzeug abgelegt.
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Nach Abschluss der Arbeiten wird das schrittweise Vorgehen beim
Freischalten in umgedrehter Reihenfolge durchlaufen.
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Zunächst sind alle Werkzeuge, Hilfsmittel und sonstige Geräte von der
Arbeitsstelle und aus dem Gefahrenbereich zu entfernen.
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Vor Beginn der Arbeiten demontierte Schutzverkleidungen sind wieder
ordnungsgemäß anzubringen und Warnhinweise und Absperrungen zu entfernen.
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