Bevor die Stromquelle mit dem Körper oder auch mit Werkzeugen berührt
wird ( trifft auch beim Wegziehen des Werkzeugs zu) kommt es zum Überschlag
und der Stromkreis wird über den Lichtbogen geschlossen.
Unkontrollierte Lichtbögen entstehen durch Kurzschlüsse oder
Fehlverhalten. Lichtbögen die durch Fehlverhalten entstehen nennt man
Störlichtbogen. Diese erreichen Temperaturen bis 4000 °C. Dabei verdampfen
Metallteilchen in Sekundenbruchteilen und werden herausgeschleudert.
Sind Unfälle, die aufgrund ungewollter Reaktion zu stande kommen. Der
kurzzeitige Stromfluss löst ein Muskelzucken aus. Der damit verbundene
Schreck oder eine Schutzreaktion vor dem Lichtbogen kann zum Sturz- bzw.
Stoßunfall führen. Die Stromstärken sind unterhalb der "Loslassgrenzen".
Netzform ist ein Sammelbegriff für die verschiedenen Arten der
Erdverbindung eines Verteilungssystems in der Elektrotechnik. Man
unterscheidet nach der Art der Erdverbindung:
-
IT-Systeme
werden in HV-Fahrzeugen verwendet:
Beim IT-System findet der gesamte Stromfluss zwischen den Leitern L1,
L2, L3 statt. Auf Fahrzeugmasse (PE) liegt nur das spannungsfreie
Gehäuse des Verbrauchers (Motor, Klimaanlage, Heizung, …). Kommt es zu
einem Kurzschluss zwischen dem HV-System und der Fahrzeugmasse, wird
HV-System sofort abgeschaltet.
Die Automatische Abschaltung im Fehlerfall erfolgt durch Sicherungen
und Leitungsisolationsüberwachung.
Bemerkung zum Bild: Generator/Transformator entspricht im Kfz
der Hochvoltbatterie in Verbindung mit der Leistungselektronik
7.7. Elektrische Gefährdung
Eine elektrische Gefährdung liegt vor, wenn unter
Spannung stehende Teile direkt bzw. indirekt berührt oder
unterschiedliche Potentiale überbrückt werden können und
gleichzeitig
- 25 V Wechselspannung ( effektiv) oder
- 60 V Gleichspannung überschritten werden
- der Kurzschluss-Strom an der Arbeitsstelle größer 3
mA Wechselstrom (effektiv) bzw. 12 mA Gleichstrom ist
- die Energie mehr als 350 mJ beträgt
Die allgemeinen Schutzmaßnahmen sind grundsätzlich
einzuhalten, wenn an elektrischen Anlagen und
Betriebsmitteln gearbeitet wird.
Der Schutz von Personen gegen elektrischen Schlag muss
aus zwei unabhängigen Schutzvorkehrungen bestehen.
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen:
- Basisschutz (Schutz gegen direktes Berühren)
und
- Fehlerschutz (Schutz bei indirekter
Berührung).
Dies kann durch das Betriebsmittel selbst oder durch
Anwendung von Schutzmaßnahmen beim Arbeiten erreicht werden.
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Basisschutz
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Fehlerschutz
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Zusatzschutz
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Schutz gegen direktes Berühren.
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Schutz gegen indirektes Berühren.
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Schutz bei direktem und indirektem
Berühren.
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Schutz vor
Gefahren, die sich aus einer direkten Berührung mit
aktiven Teilen ergeben.
Begrenzung der Ladung
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Schutz vor Gefahren, die sich im Fehlerfall aus
einer indirekten Berührung mit aktiven Teilen
ergeben: Hindernisse, Abstände, Isolierung,
Abdeckung
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(Hauptsächlich RCD´s = FI-Schutzschalter)
Bei Versagen des Basis- und/oder Fehlerschutzes
oder Sorglosigkeit des Benutzers
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7.8. Schutzmaßnahmen
Mögliche Schutzmaßnahmen:
- Durch automatische
Abschaltung der Stromversorgung
- Verstärkte oder doppelte Isolierung
- Galvanische Trennung durch Trafo
- Durch Kleinspannung mittels SELV1 oder PELV1
1SELV = mittels Trafo wird zum Schutz einer Person
eine kleine Spannung verwendet.
1PELV = mittels Trafo wird eine kleine Spannung zum
Schutz von elektronischen Baugruppen erzeugt.
Anmerkung:
Automatische Abschaltung ist die häufigste verwendete
Schutzmaßnahme. (Grundlage: DIN VDE 0100, Teil 410)
7.9. Basisschutz
Aktive Teile müssen vollständig
mit einer
Basisisolierung abgedeckt sein, welche nur durch Zerstörung
entfernt werden kann.
Diese müssen umhüllt oder abgedeckt sein.
7.10 Erste Hilfe
Alle Personen, die an Hochvoltfahrzeugen arbeiten müssen
einen Erste Hilfe Lehrgang mit Herz Herz-Lungen-Wiederbelebung
erfolgreich absolviert haben.
Das Schema der Rettungskette zur Ersten Hilfe ist generell zu
beachten. Bei Hilfeleistungen ist immer der Eigenschutz zu
beachten. Vor der Rettung gilt:
- Den Verletzten nicht berühren. Vor der Rettung zuerst
Spannungsfreiheit der Anlage sicherstellen. Anlagen und
Geräte müssen mit einem gegebenenfalls vorhandenen
Not-Aus-Taster oder einer elektrischen Sicherung von der
Stromversorgung getrennt werden. Das bloße Abschalten des
Gerätes oder der Leitung stellt die Spannungsfreiheit nicht
sicher.
- Freiliegende, stromführende Kabel mit Hilfe
nichtleitender Gegenstände (z. B. Besenstiel aus Holz) vom
Verletzten wegziehen.
- Bei Hochspannung großen Sicherheitsabstand einhalten, da
ansonsten die Gefahr einer Lichtbogenbildung besteht. Steht
Hochspannung am Boden an, entsteht ein Spannungstrichter.
- Außenstehende warnen, damit keine stromführenden Teile
berührt werden (Absperrungen einrichten).
Bei bewusstlosen Personen ist nach dem Abschalten der
Stromversorgung die Atmung und Herz-Kreislauffunktion zu prüfen.
Ist diese nicht gegeben Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen.
Falls verfügbar, kann dies mit einem öffentlich zur Verfügung
stehenden Defibrillator erfolgen.
Bei Personen mit Brandverletzungen diese kühlen und mit einer
keimarmen, nicht fasernden Wundauflage abdecken. Der Patient
muss auch bei Wohlbefinden bis zum Ausschluss einer
Herzschädigung beaufsichtigt bleiben. Die Überwachung mittels
Elektrokardiogramm (EKG).erfolgt durch den alarmierten
Rettungsdienst. Ist das EKG auffällig, muss die Person zur
Beobachtung im Krankenhaus bleiben.
Auch kleine Stromverletzungen sind zu dokumentieren.
Unfälle sind dem Vorgesetzten zu melden.
7.11 Dokumentation
Gefährdungsbeurteilung
Die Gefährdungsbeurteilung weist auf mögliche Gefährdungen im Umgang
mit Hochvoltsystemen im Kfz-Bereich hin. Sie ist durch die
verantwortliche Elektrofachkraft vorzunehmen, bei Veränderungen zu
aktualisieren und zu dokumentieren.